Noch sind wir auf Entdeckungsreise, ohne das neue Ziel zu kennen, doch die Tendenz ist klar erkennbar: Die neue Form der bewussten Partnerschaft löst sich aus der alten Form der Symbiose / Abhängigkeit. Bisher haben Paare sich gegenseitig „ausgefüllt“ und suchten unbewusst die Einheit in der Gemeinsamkeit. Die anfänglich so wunderbar gefühlte Symbiose hatte seinen Preis: Im Laufe der Jahre machten wir uns gegenseitig das Leben eng und schwer. Unter dem Denkmantel, weil Du mich liebst, bauten wir unbewusst ein Gefängnis der manipulativen Erwartungshaltung und nahmen uns Stück für Stück gegenseitig Freiheit, Leichtigkeit und Lebendigkeit. Wie gelähmt waren wir manchmal, gaben uns immer weniger Mühe, wurden unachtsam und beschuldigten laut oder still den Anderen für Probleme. Es lief ganz schleichend, wir machten uns finanziell oder emotional abhängig und bauten unser Glück auf dem Rücken des Anderen auf. Ob enttäuscht, resigniert oder so tun, als ob alles gut sei, aus der Sackgasse „Unzufriedenheit“ fanden wir nicht heraus. Oft wollten wir es nicht wahr haben. Dabei macht gerade die Wahrheit uns wieder frei.
In der neuen Form der bewussten und liebevollen Beziehung geht es um das, was wahr ist. Wir kleben nicht mehr, wie in einem Teerklumpen, aneinander fest.
Wie durch einen unsichtbaren „Faden“ im Herzen verbunden, steht jeder in sich alleine. In Freiheit und in Liebe gehen wir achtsam – selbstachtend und wertschätzend unseren Weg gemeinsam und für uns alleine. Der Partner ist nicht länger Krücke unserer Bedürfnisse, sondern Inspiration und Muse für unser Wachsen.
Kein Partner ist für den Anderen und sein Glück verantwortlich.
Wir triggern uns immer noch, denn das Leben ist ein Klassenzimmer. Doch statt Beschuldigung und Projektion, geht es uns jetzt um Eigenverantwortung und Erkenntnisprozesse, die sich in Liebe entfalten. Unser Partner hält uns lediglich den Raum zu verstehen, zu verzeihen und uns bewusst zu machen. Er ist weder Prinz noch Retter, sie ist weder Mutter noch Prostituierte, alles, was gemeinsam passiert, entsteht freiwillig und aus Freude. Unsere Sexualität ist mit dem Herzen verbunden. Orgasmen der Liebe erfüllen uns noch Stunden, nachdem wir uns geliebt haben. Unsere Konflikte enden nicht mehr mit Du-Botschaften. Wir drücken uns selber aus. Ehrlich, echt sagen wir, was wir wirklich unter der Verletzung fühlen. Wir drücken unser Bedürfnis aus und suchen gemeinsam nach einer Lösung, die der Sache, nicht mehr dem Ego dient.
Wir lernen, solange wir leben und solange wir lernen, sind wir lebendig.
Dabei ist die neue Form der bewussten und liebevollen Beziehung nicht der Mittelpunkt, jedoch eine wunderbare Insel eines lebendigen Lebens, für das jeder von uns alleine verantwortlich ist.